02.10.2024

Pressekonferenz zum Freiheits- und Einheitsdenkmal am 2. Oktober 2024 in Leipzig

Männer und Frauen schauen auf ein Modell.
© Martin Jehnichen

In Leipzig wurden im Beisein von Ministerpräsident Michael Kretschmer und Oberbürgermeister Burkhard Jung die Preisträger des Wettbewerbs zum Freiheits- und Einheitsdenkmal vorgestellt.

Den ersten Preis erhielten die ZILA Architekt.innen aus Leipzig mit Bea Meyer, Künstlerin und Michael Grzesiak, Architekt. Der Siegerentwurf besteht aus 50 bis 70 im Boden verankerten, jeweils drei Meter hohen und zwei Meter breiten Transparenten, Fahnen und Bannern. Diese sind abstrahiert, das heißt, ohne Beschriftung und in schlichtem Weiß gehalten. Die Materialien sind Edelstahl, Blech, Aluminium mit Anti-Graffiti-Beschichtung. Sie sollen nicht gleichmäßig im Park verteilt werden sondern sich an der nordwestlichen Ecke konzentrieren, wo die Nähe zum Ring am größten ist.

Symbolisch wird damit ein klarer Bezug zu den Montagsdemonstrationen hergestellt, gepaart mit einer Zeitlosigkeit politischer Auseinandersetzungen. Die Farbe steht für die Gewaltlosigkeit der Demonstrationen. Die Verteilung, zunächst vereinzelt, dann gebündelt, steht für die Dynamik revolutionärer Bewegungen.

Bei der Vorstellung der Preisträger sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer:

»Der Entwurf korrespondiert mit dem Einheitsdenkmal »Bürger in Bewegung«, das gerade in Berlin errichtet wird, wo nicht die friedliche Revolution stattgefunden hat, die aber am Ende die deutsche Hauptstadt geworden ist. Dort wird eine riesige begehbare Schale errichtet, auf der mehrere Hundert Personen Platz finden. Durch Bewegungen der Menschen kann das Denkmal wippenähnlich in Bewegung gebracht werden. Damit wird das Verhandeln und Entstehen von Mehrheiten in einer Demokratie zum Ausdruck gebracht.

Und hier? Hier sehen wir die Friedliche Revolution. In den ersten Tagen und Wochen war es bei den Demonstrationen ruhig. Niemand hat etwas gesagt. Kerzen wurden getragen und aufgestellt. Es geschah eine Selbstermächtigung; der Mut nahm zu. Es folgten die ersten Plakate, wie hier bei Ihnen in Leipzig für ein für freies Land mit Liebe, für ein offenes Land mit freien Menschen.

Dann riefen die Demonstranten: „Wir sind das Volk!« Es folgten: »Wir sind ein Volk«, »keine Gewalt« oder »Stasi in die Produktion«. Ich finde es nachvollziehbar, dass auf den Plakaten des Entwurfs nichts draufsteht. Aber ich bin mir sicher, in einigen Jahren steht da was. Und das Tolle ist, wenn ich mit meinem Enkel kommen werde, so in 20 Jahren, dann wird vielleicht wieder etwas ganz anderes draufstehen.

Und das ist der eigentliche Kern, der Clou dieses Entwurfs: Die Geschichte ist nie zu Ende. Ihre Interpretation muss immer wieder neu stattfinden. Sie haben einen Entwurf geschaffen, der genau das in der Zukunft leistet. Nein, der Osten ist keine westdeutsche Erfindung. Und nein, die Revolution hat nicht ihre Kinder gefressen, sondern hier sitzen Menschen, die sich durchgesetzt haben.

Wir beschreiben diese Zeit nicht als eine westdeutsche Erfindung, sondern als glückliche Zeit, die wir geschaffen haben. Ost- und Westdeutschland wachsen zusammen. Wir sind ein so reiches Land. Wir wollen diskutieren. Die unterschiedlichen Meinungen sind uns wichtig. Der Diskurs ist wichtig und die Demokratie ist uns wichtig.«

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