02.11.2023

Hundert Jahre Hoffnung - Zur Geschichte der Sozialdemokratie

Männer und frauen sitzen in einem Saal vor einer Bühne, auf der zwei Männer und eine Frau sitzen.
Die Veranstaltung fand im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig statt. 
© Sächsische Staatskanzlei

Bis zu den Anfängen ist die Autorin Brigitte Seebacher in ihrem Buch zurückgegangen, um die Hoffnungen zu beschreiben, die sich mit der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung von Anbeginn verbanden.

An diesem Abend im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig ließ sie vor dem Publikum die Gründungsfiguren samt ihren Idealen und Kämpfen auferstehen. Das Königreich Sachsen war seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Vorreiter der industriellen Revolution und Heimstatt der wachsenden Arbeiterbewegung.

Nach jahrzehntelanger Selbstbehauptung und Kampf fiel der Sozialdemokratie mit dem Ende des ersten Weltkrieges und des damit einhergehenden Zusammenbruchs des Kaiserreichs Regierungsverantwortung zu. Zwar hätte es ohne die SPD die Weimarer Republik nicht gegeben, andererseits erwiesen sich die führenden Sozialdemokraten in dieser Verantwortung oft überfordert, so jedenfalls Frau Seebacher. In Sachsen hatte der erste Ministerpräsident des am 10. November 1918 im Dresdner Zirkus Sarrasani ausgerufenen Freistaates, Dr. Georg Gradnauer (SPD), die Weichen in Richtung parlamentarische Demokratie gestellt.

Frau Seebachers These, die Sozialdemokraten hätten sich bis zum Endes des Kaiserreiches stets von der Macht fernhalten wollen, wurde ebenso kontrovers diskutiert, wie das von ihr nach hundert Jahren konstatierte Ende der Hoffnung. Geschichte könne man machen, war bereits die Überzeugung Ferdinand Lasalles – der der Sozialdemokratie das erste Programm schrieb – und damit auch eine neue, gerechtere Gesellschaft. Am 23. Mai 1863 wurde die Partei durch ihn als Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein in Leipzig gegründet. Leipzig sei damals der Humus der Sozialdemokratie gewesen, auch mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht den späteren Gründervätern der SPD, beide auch prominente Abgeordnete der Partei im Reichstag.

Träger dieser Hoffnung waren die Arbeiter. Doch in den 1960er und 70er Jahren traten der SPD 600.000 neue Mitglieder bei. Dies seien alles keine Arbeiter gewesen. Für die Autorin bedeutet somit der massenhafte Beitritt der 68er Generation das Ende der mit dieser Partei verbundenen Hoffnung. Die gesellschaftlichen Verhältnisse hatten sich gewandelt; die Arbeiterklasse eignete sich in der Bundesrepublik nicht mehr als Trägerin gesellschaftsverändernder Ideen. Der Unterbau war weggebrochen, urteilte die Autorin. Dazu Ministerpräsident Michael Kretschmer: »Die heutige Sozialdemokratie oder auch die aktuelle CDU ist etwas ganz Anderes als vor 50 Jahren. Was die SPD heute noch ausmacht, ist, dass sie eine Volkspartei sein will.«

Thema war auch die neue Ost- und Entspannungspolitik seit den 60er Jahren, die neuerdings wegen des russischen Angriffskrieges wieder kritischer gesehen wird. Doch sei es diesen Menschen damals gelungen, Europa aus dem Krieg herauszuhalten, bilanzierte Ministerpräsident Michael Kretschmer. »Wir dürfen nicht falsch abbiegen und an den entscheidenden Stellen stehen bleiben«, mahnte er.

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