Zeitzeugen der Friedlichen Revolution in Sachsen
Zeitzeugen-Filmreihe »GLAUBE, MUT & FREIHEIT«
Die Friedliche Revolution 1989 in der DDR stellt ein einschneidendes Ereignis in der deutschen Geschichte dar. Die Revolution, die ein Jahr später in die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten mündete, hatte ihren Ursprung in Sachsen.
Insbesondere die Montagsdemonstrationen in Leipzig werden auf Ewigkeit mit den Erinnerungen an den Umsturz verbunden bleiben. Sie stehen symbolisch für das Aufbegehren weiter Teile der DDR-Bevölkerung gegen das diktatorische DDR-Regime und für ihre Sehnsucht nach Meinungs-freiheit, Reisefreiheit, freie Wahlen und weitere demokratische Rechte.
Das Projekt »Glaube, Mut & Freiheit« möchte die Menschen, die an der Friedlichen Revolution beteiligt waren, über diese bewegte Zeit erzählen lassen. In Kurzfilmen erzählen die Zeitzeugen von jenen bewegten Tagen, aber auch davon, wie sie wurden, was sie sind, was ihnen wichtig ist und was sie folgenden Generationen vermitteln wollen.
Harald Bretschneider
Harald Bretschneider - in der DDR evangelischer Pfarrer und heute Vorsitzender der Vereins "Glaube, Mut und Freiheit – Christen in der DDR und danach" spricht über bürokratische Tricks, Symbole und Widerstand durch Jackenaufnäher.
- 1942 in Dresden geboren
- Vertreter der kirchlichen Friedens-, Umweltschutz- und Menschenrechtsbewegung in der DDR
- initiierte die Durchführung der ersten Friedensdekade in der DDR im November 1980
- war im Herbst 1989 Verbindungsmann der Oppositionsgruppen in Leipzig und Dresden
- betreute inhaftierte Teilnehmer der Montagsdemonstrationen
- arbeitete in der »Gruppe der 20« mit
- war bis 2007 Oberlandeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens
Ruth Misselwitz
Die evangelische Pfarrerin und Mitbegründerin des Friedenskreises Pankow, Ruth Misselwitz berichtet von der allgegenwärtigen Konfrontation mit der Stasi - und von der indiviudellen Bedrohung, der sie ausgesetzt war.
- 1952 im brandenburgischen Zützen geboren
- wichtige Vertreterin der kirchlichen Friedens- und Umweltbewegung in der DDR
- gründete im Herbst 1981 mit ihrem Ehemann Hans-Jürgen Misselwitz, dem Grafiker Martin Hoffmann, der Regisseurin Freya Klier, Vera Wollenberger und anderen den Friedenskreis Pankow
- moderierte 1989/90 den Runden Tisch in Pankow, bei dem es um die Aufklärung der Fälschung der Kommunalwahlen vom Mai 1989 ging
- war 1991 Gründungsmitglied der Mobilen Akademie für Geschlechterdemokratie und Friedensförderung e.V. (OWEN)
- engagiert sich seit 1998 im Bürgerkomitee Pankow gegen Rechtsextremismus und Gewalt
- ist Mitglied des Kuratoriums der Stiftung »Friedliche Revolution« in Leipzig
Wolfgang Hardegen
Der Autor von "Gefangen in Bautzen - Ein Jugendlicher überlebt acht Jahre Haft im Gelben Elend" Wolfgang Hardegen berichtet über die Justizwillkür, die ihn 1947 ins sowjetische Speziallager in Bautzen brachte. Er spricht offen über die Behandlung der Häftlinge und die Zustände im Lager.
- 1929 in der Oberlausitz geboren
- wurde 1947 zu 25 Jahren Zwangsarbeit wegen angeblicher antisowjetischer Propagande, Waffenbesitz und Gruppenbildung verurteilt
- nach knapp acht Jahren im "Gelben Elend" von Bautzen aus der Haft entlassen und floh kurze Zeit später nach West-Berlin
- suchte nach der deutschen Wiedervereinigung die Stätten seiner Jugend auf und entschloss sich, die damaligen Erlebnisse öffentlich zu machen
Christoph Wonneberger
Christoph Wonneberger koordinierte in den 1980er Jahren die Friedensgebete in der Nikolaikirche in Leipzig, die sich in die Montagsdemonstrationen entwickelten - eine lebenslange Aufgabe, die ihn viel Kraft kostete und an das körperliche Limit brachte.
- 1944 in Wiesa im Erzgebirge geboren
- war von 1977 bis 1984 Pfarrer in Dresden und ab 1985 in Leipzig
- gründete 1980 die Initiative für einen Sozialen Friedensdienst, eine Initiative gegen den Wehrdienst
- wurde 1981 von der Stasi als »feindlich-negative Person« erfasst
- koordinierte ab 1986 die wöchentlichen Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche
- informierte während der Montagsdemonstrationen im Herbst 1989 regelmäßig westliche Journalisten über die Ereignisse und stellte damit den Informationsfluss für eine breite Öffentlichkeit sicher
Ulrike Poppe
Die Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe war eine tragende Gründungsfigur des Netzwerkes "Frauen für den Frieden" ab 1982; sie berichtet über oppositionelle Veranstaltungen und Strafen, mit denen sie belegt wurde.
- 1953 in Rostock geboren
- war 1982 Mitbegründerin des Netzwerks »Frauen für den Frieden«
- ab 1985 Mitglied in der »Initiative Frieden und Menschenrechte«, die nach dem massaker auf dem Tian´an-men Platz in Peking 1989 eine eine Protestaktion vor der chinesischen Botschaft in Ost-Berlin organisierte
- gründete 1989 die Bürgerbewegung »Demokratie Jetzt« (DJ) mit
- vertrat den DJ von Dezember 1989 bis März 1990 am zentralen Runden Tisch und war danach Mitarbeiterin der Volkskammerfraktion »Bündnis 90«
- arbeitete von 1992 bis 2010 an der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg
- war von 2010 bis 2017 im Land Brandenburg Beauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
Uwe Holmer
Der Theologe Uwe Holmer und seine Frau gewährten 1990 Erich und Margot Honecker politisches Asyl in der Wendezeit - diese Erfahrung stärkte seine lebenslangen Devisen und sein Konzept von Vergebung durch Glauben.
- 1929 in Wismar geboren
- war Landpfarrer in Mecklenburg und später Direktor der Bibelschule Falkenberg in Berlin
- leitete ab 1983 die Hoffnungstaler Anstalten Lobetal, die sich vor allem um Neurologie- und Psychiatriepatienten kümmerten
- war nach der Wiedervereinigung Deutschlands bei der Deutschen Evangelischen Allianz und der Deutschen Evangelistenkonferenz
Hansjörg Weigel
1973 gründete Hansjörg Weigel in Königswalde das Friedensseminar - der Anstoß für jahrelanges bürgerrechtliches Engagement, welches für Weigel zur Bedrohung wurde.
- ist gelernter KFZ-Elektriker
- schaffte mit dem »Christlichen Friedensseminar« 1973 ein Umfeld für junge Männer, die sich als engagierte Christen für eine offene und friedliche Gesellschaft aussprachen und sich deshalb außer Stande sahen, die Wehrpflicht zu erfüllen
- wurde 1980 unter dem Vorwurf der »staatsfeindlichen Hetze« verhaftet
- kam mit einer Bewährungsstrafe davon, weil sich die offizielle Amtskirche hinter ihn stellte und westdeutsche Tageszeitungen und Rundfunksender den Fall aufgriffen
- ließ sich anschließend nicht in den Westen abschieben
- entschied sich im Sommer 1989 dazu, die Gründung einer Oppositionspartei aus dem Friedenskreis heraus vorzubereiten